Hype-App Clubhouse offenbart massive Probleme beim Datenschutz
Mitten in den Corona-Lockdown rauscht eine App, die Feiern wieder möglich macht. Doch Vorsicht: Gravierende Mängel beim Datenschutz können die Party schnell versauen.
Geschlossene Gesellschaft: Clubhouse ist ein soziales Netzwerk, in das nicht jeder reinkommt. Mitmachen kann nur, wer sich ein iPhone leisten kann und eine Einladung aus dem exklusiven Zirkel der Clubhouse-Nutzer bekommt.
Eine Einladung – ein sogenanntes Invite – darf nur verschicken, wer der App Zugriff auf alle Kontakte im Adressbuch gewährt. Damit kennt Clubhouse auch die Nummern von Menschen, die das soziale Netzwerk gar nicht nutzen wollen. Wer seinen Kumpel Andi einladen will, gibt gleichzeitig auch die Nummer von Oma Erna preis. Sie nutzt die Anwendung zwar gar nicht, bekommt aber trotzdem ein sogenanntes Schattenprofil. Oma Erna wird damit Teil von Clubhouse, ohne jedoch reinzukommen.
Clubhouse speichert Daten in den USA
Wer am Türsteher vorbei in den Club kommt, kann sich endlich auf die Bühne stellen und an den Diskussionen beteiligen. In virtuellen Räumen können Nutzer wie in einer Telefonkonferenz miteinander diskutieren.
So ganz unbeschwert sollten User allerdings nicht drauflosplappern. Denn Gespräche werden aufgezeichnet, auf US-amerikanischen Servern gespeichert und können dort ausgewertet werden. Der Betreiber will so Beschwerden der Nutzer und mögliche Rechtsverstöße wie Hatespeech untersuchen können. Clubhouse gibt vor, die Gespräche zu löschen, falls es keine Beanstandungen gibt.
Wer in den AGB nachlesen möchte, wie das Unternehmen mit den Daten umgeht, stößt auf Widerstand. Denn die AGB gibt es nur auf Englisch und ein Impressum gibt es gar nicht. Das ist ein klarer Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung DSGVO. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) hat den App-Anbieter Alpha Exploration Co. deshalb abgemahnt.
Clubhouse: Wie schütze ich meine Daten?
Wie gehe ich mit Clubhouse also am besten um? Wenn Sie in Clubhouse das Wort ergreifen, sollten Sie sich bewusstmachen: Es ist nicht klar, was mit den Aufzeichnungen passiert. Sie sollten hier also nur das sagen, was Sie auch öffentlich – beispielsweise im Radio – sagen würden.
Sie können der App auch nachträglich unter Einstellungen den Zugriff auf das Adressbuch verbieten. Dort gibt es unter Datenschutz den Eintrag Kontakte. Hier können Sie die Erlaubnis widerrufen. Allerdings können Sie dann niemanden mehr in das soziale Netzwerk einladen. Und die Daten, die bereits abgeflossen sind, holen Sie damit auch nicht zurück.
Ganz auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie Clubhouse einfach von Ihrem Smartphone schmeißen. Für Oma Erna ist es dann zwar schon zu spät, aber Sie schützen Daten von Freunden und Arbeitskollegen, die neu in Ihr Adressbuch kommen. Die Party ist dann allerdings vorbei.
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